Archa


Den Audio-Soundtrack von “Archa” gibt es hier zum Anhören.
Die Verwendung von Kopfhörern wird empfohlen.

Das Kunstwerk

Die Kunstinstallation Archa wurde für die 14. aquamediale in Schlepzig von den Künstlern Dan Farberoff und David Behar Perahia geschaffen.

Die skulpturale Kunstinstallation entstand mit Hilfe des lokalen Handwerkers Achim Nocka und wird von einem Klangstück mit Naturgeräuschen rund um Schlepzig und Sprachaufnahmen von Schriften der Schlepziger Einwohnerin Edith Baatz begleitet. Unten sind die Texte ihrer Gedichte und Lieder, die in der Aufnahme enthalten sind.

 

Die Themen

Archa präsentiert eine art „Bootshausboot“ dar, das die “Rippen” eines umgedrehten Bootes und die Giebel der Spreewalddächer aufgreift und lokalen und übergreifenden Themen zum Ausdruck bringt.

Erstens wurden wir durch das diesjährige Thema des aquamediale Festivals „Hand Werk Kunst“, mit seinem Fokus auf der „Arts and Crafts“ Bewegung inspiriert. Angeregt durch die Einladung des Kurators, bei der Entstehung des Stücks mit lokalen Handwerkern und Kunsthandwerkern zusammenzuwirken, haben wir die vor Ort praktizierten Kunsthandwerke recherchiert.

Zweitens untersuchten wir die Beziehung zwischen Mensch und Natur, Gemeinschaften und ihrer Umwelt, sowie die Rolle, die Kunstengagement bei der Vermittlung von Umweltbelangen und der Reflexion dieser Beziehung spielt. Hierfür haben wir dem Publikum eine Auseinandersetzung mit heimischen Pflanzen und deren Materialkreislauf ermöglicht, um ein tieferes Verständnis der Umwelt sowie eine Verbindung zu dieser zu schaffen.

Und drittens haben wir uns mit der lokalen Wasserlandschaft auseinandergesetzt, da der Spreewald als Gebiet sehr stark mit seinen Wasserwegen und der Schifffahrtstradition verbunden ist. Wasser dient uns auch als Sinnbild für Umweltfragen und die daraus entstehenden sozialen Belastungen, deren Nachklang auch lokal zu spüren ist: in sich verändernden Wettermustern, sinkenden Niederschlägen und drohendem Wassermangel, steigenden Wasserständen, Sorgen um Grundwasserspiegel und Wasserqualität, Lebensraumverlust, zunehmender Migration, unsicherer Besiedlung und porösen Grenzen. Solche Belastungen beschwören archetypische Bilder von Überschwemmungen, Dürren, improvisierten Booten und Notunterkünften herauf. Archa ist das Wort in der niedersorbischen Landessprache des Spreewaldes für Arche. In diesem Kontext von Überschwemmungen und Dürren, steigendem Meeresspiegel und Reisen über das Wasser ist eine Arche nicht so weit hergeholt.

Das Design

Ausgangspunkte für unser Design sind die Tradition des Lebens auf den Wasserstraßen des Spreewald, die Darstellungen von „Plón“-Hausgeistern auf den traditionell gebauten Dächern der Spreewaldhäuser, die Traditionen des Stofffaseranbaus und des Stoffdruckhandwerks. Wie würde ein provisorischer Unterschlupf aussehen, der von vertriebenen Einheimischen aus Spreewald gebaut wurde? Welche kulturellen Elemente würden sie mitnehmen, um ihre entwurzelten Traditionen aufrechtzuerhalten? In unserer Konstruktion haben wir heimisches Holz verwendet, das vor Ort gesammelt wurde. Die hölzernen, verankerten „Bootsrippen“ werden von „Segeln“ aus Leinen überspannt, einem Material, das traditionell vor Ort angebaut und verarbeitet wurde. Zusammen bieten sie einen temporären Kunstwerk-Schutzraum: ein zu betrachtendes Kunstobjekt, das gleichzeitig ein Versammlungsort für die Betrachter ist, von dem aus sie, umrahmt von der Struktur, die sie umgebende Natur beobachten können. Die Form evoziert eine Ältestenhütte, einen Raum zum Geschichtenerzählen, ein gestrandetes Boot, einen Jonas Wal oder eine Arche. Die Leinwand ist in großen Mustern bedruckt, die die Spiegelungen im Wasser des Waldes über der Spree nachzeichnen und an die traditionelle Blaudrucktechnik erinnern. Der Audio-Soundtrack zeichnet eine Narrative von Wasser und Land, von Wurzeln und Fluss, von unserer Verbindung zur Natur und Umwelt.

Die Texte von Edith Baatz

Schlepziger Badespaß

Bei uns da gab’s een Badefleckchen
Das war genau an Poßlings-Eckchen
Die Dorf’schen Kinder kam’ jerannt
zu dem beliebten Badestrand.

Im Sommer, wenn das Wasser warm
Nahm Badezeug sich untern Arm
Nach Grüne Wiese ging’s – juchee!
An Ufer lang von kleene Spree

Von Weitem war schon zu sehen
Wo da die Kinder kuppern* gehen
Bei Spritzen und Plandern wurde jelacht
An Poßlings-Eckchen hat’s Spaß jemacht

Von Wejde kam’ die Kühe saufen
Und hinterließen noch een Haufen
In Spree hat fast jeder Schwimm’ jelernt
Und sich aus das Flache dann entfernt
Ist denne dreiste rüberschwommen
off de andere Seite gut annekommen

War mit seine Schwimmkunst zufrieden
Wen die Strömung nicht hat abbetrieben
Die Pfähle waren denn nicht zu sehen
Aber es ging rüber offs Ufer, recht bequem
Denn ooch das Wasser war annestiegen
Naja, trotzdem war’s een Vergniegen

Posslings Ecken in schönster Lage
Erinnert an die Kindertage!

*„Kuppern“, Köpfen: Kopfsprungmachen.

Im schönen Unterspreewald

1. Wir sitzen im Kahn,
und lehnen uns an
und fahren die Spree entlang.
Der Fährmann der staakt,
was jedem behagt,
gemütlich ist’s auf der Bank.
Wir hören schon bald,
wenn ein Kranichruf schallt
Im schönen Unterspreewald,
im schönen Unterspreewald.

2. Wir sitzen im Kahn,
wo man träumen kann,
sind mitten in der Natur!
Und wundern uns nicht,
wenn ein Mücklein sticht,
auf der idyllischen Tour.
Die Sonne doch strahlt,
uns ein Blätterdach malt.
Im schönen Unterspreewald,
im schönen Unterspreewald.

3. Wir sitzen im Kahn,
und halten nun an,
in Schlepzig sind wir zu Haus.
Wir sind jetzt am Ziel,
wo’s herrlich und still,
am Kahnhafen steigen wir aus.
Unser Gruß schon verhallt,
machen Gäste hier halt!
Im schönen Unterspreewald,
im schönen Unterspreewald.

Ich bin wie ich bin

Ich bin wie ich bin und was habe ich im Sinn,
Ich schwärme ja nur für die Natur;
Sie ist meine Welt, so gut wie bestellt
Und ist meine Heimat, die mir gefällt.

Ich sehe, was ich sehe, was in meiner Nähe:
Die Bäume, der Wald in seiner Gestalt,
Das Wasser, das Land, was mir so bekannt,
Das ist meine Heimat, die ich hier fand.

Ich lebe, wie ich lebe, was läuft übern Weg,
Wo fliegt was und rennt, in jedem Moment,
Und laut wird’s gar bald, ruft, klappert und schallt
In meiner Heimat im Unterspreewald.

Ich tue was ich tue, vielleicht in der Ruhe,
Ohne Hast und Eile mit Zeit und mit Weile;
Das Gefühl zum Glück kehrt dahin zurück,
In meine Heimat in dem Augenblick;

Ich fühle, was ich fühle, ob sonnig ob kühl,
Was der Himmel gibt und was mich betrübt;
Vom Winde verweht, was bleibt und besteht,
ist meine Heimat, die nicht untergeht.